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Christine Lambrecht elaboriert auf Z.On zum Digital Service Act

Das Recht auf freie Meinungsäusserung soll gesichert und Hassäusserungen soll der Raum genommen werden. Frau Lambrecht schreibt das flapsiger, nämlich Meinungsfreiheit sichern und Hass den Raum nehmen. Leider geht schon durch die Verkürzung des ersten Satzes die Richtung verloren. Und so ist dann auch der Rest des Artikels nichts anderes als ein Plan zur Bastelei am Gesetzeswerk. Damit sollen dann Symptome abgestellt werden, nur kuriert wird so natürlich nichts. Dazu fehlt die eingehende Analyse, wieso im Netz soviel Gülle ausgegossen wird. So werden die neuen Gesetze, wie das NetzDG es bereits ist, einfach nur Murks sein.

Nicht die Äusserungen an sich gehören reguliert, sondern der Aufmerksamkeitswettbewerb. Man stelle sich einen Fußballwettbewerb ohne Regeln vor - da gäbe es Tote. ClickBait gehört verboten und die Sortierung nach Trends und Anzahl der Interaktionen bei der Präsentation von Suchergebnissen ebenfalls. Dann bliebe die Gülle dort wo sie hingehört, nämlich unten in der Grube. Jedenfalls könnte die Exekutive sich juristische Haarspaltereien zwecks Aushebeln von Art. 5 GG sparen.

Nur ein Beispiel, da schreibt J.K. Rowling 3 Tweets zum Thema „Frausein“, und auf Twitter stehen mal wieder die Tore zur Hölle sperrangelweit offen, und zwar weil nur wenige sich die Mühe machen, die Tweets in der richtigen Reihenfolge zu lesen, und hauptsächlich deshalb kaum jemand verstanden hat, was sie eigentlich geäussert hat. Denn Twitter zeigt die 3 entweder in der umgekehrten Reihenfolge, oder noch verrückter, in der Reihenfolge der Anzahl der Interaktionen an. Und wer hätte das erwartet, die rotzigsten Beiträge stehen immer ganz oben - so wird Hass gemacht, und um das abzustellen, muß man nicht ausgewählten Beiträgen mit unsäglichem Aufwand bei minimaler Aussicht auf Erfolg den Raum nehmen, man muß sie einfach im normalen Strom der eintreffenden Beiträge weiterfließen lassen. Auch beim Rhein sorgt ja niemand dafür, daß die gröbsten Brocken der eingeleiteten Fäkalien an prominenter Stelle immer oben auf schwimmen.

Im Moment ist es jedenfalls so, daß im Aufmerksamkeitswettbewerb die gewinnen, die die schrillsten, steilsten, schrägsten, unverschämtesten, kontroversesten, verrücktesten und rotzigsten Sprüche absondern. Rationalität und Vernunft hat so keine Chance, das paßt ja nichtmal in 280 Zeichen, deshalb braucht Frau Rowling ja auch 3 Tweets und nicht nur einen.

Jedenfalls alles für die Aufregung um Nichts, die Shit-Storms im Wasserglas für Nichts, und dann auch noch für Gesetze zur komplexen Nicht-Lösung von einfachen Nicht-Problemen.

De·ka·denz
/dekaˈdɛnt͜s, Dekadénz/
Substantiv, feminin [die]

[kultureller] Zustand, der als durch Überfeinerung in Lebensgewohnheiten und Ansprüchen entstandener Verfall angesehen wird

Copyright © Dr. Rolf Jansen - 2021-02-06 07:53:24

Diskussion auf Twitter: 1358024026141171713